Über die Verletzlichkeit der kollektiven und individuellen Identität und die Möglichkeit, szenische Narrative zu finden, die eine Rekonstruktion von Identitäten ermöglichen.
In einer Zeit, in der unsere Kommunikation über digitale Medien erfolgte, entstand das Gefühl, isoliert zu sein, und eine schwer zu verortende Furcht vor dem, was nach der Pandemie auf uns warten könnte. Gute Freunde erklärten uns die Situation und dennoch waren wir in diesen Moment auf uns selbst zurückgeworfen und stellten uns die Frage: „Und was passiert mit uns gerade? Wer sind wir?“
In der Praxis bin ich mit Personen konfrontiert, die über sehr komplexe, brüchige Identitäten verfügen, die das Gefühl „anders zu sein“ quält und durch die aktuellen Ereignisse eine Destabilisierung ihrer Identität erleben.
Wenn ich ihren Erzählungen zuhöre und den Szenen, die zwischen uns entstehen folge, formt sich eine andere Identität, die eine Brücke baut zwischen den Erwartungen der Anderen und den eigenen Wünschen und Befürchtungen. So kann das dazu beitragen, in der Therapie die Differenz zur kollektiven Identität zu erarbeiten und im intersubjektiven Prozess deren individuelle Identität wieder zu finden.
Stephan ENGELHARDT, Mag.art., Kunstpädagoge, Theaterpädagoge, Psychotherapeut (KIP), eigene Praxis Wien, E-Mail: stephan_engelhardt@aon.at