Praxisstudie zu Katathym Imaginativer Psychotherapie, Hypnosepsychotherapie und Autogener Psychotherapie

Christian Sell    Svenja Taubner    Heidi Möller

Der Projektbericht beschreibt eine von 2012 bis 2016 durchgeführte naturalistische Psychotherapiestudie zu Katathym Imaginativer Psychotherapie (KIP), Hypnosepsychotherapie (HY) und Autogener Psychotherapie (ATP).

Hintergrund: Die Wirksamkeit tiefenpsychologischer Psychotherapie ist allgemein gut belegt. Allerdings ist bislang wenig über die spezifische Wirksamkeit von integrativen Methoden bekannt, die sich im Rahmen tiefenpsychologischer Behandlungen Techniken der therapeutisch begleiteten Imagination und der Induktion hypnotischer Trancen bedienen.

Fragestellung: In einer prospektiven Längsschnittstudie mit naturalistischem Ein-Gruppen-Design wurde die Wirksamkeit der tiefenpsychologischen Methoden KIP, HY und ATP anhand einer Reihe unterschiedlicher Ergebnismaße untersucht. Dabei konnten weiterhin auch Moderatoren des Behandlungserfolgs identifiziert werden.

Methoden: Eine gemischte ambulante Stichprobe innerhalb der österreichischen Gesundheitsversorgung wurde zu Beginn der Behandlungen (N = 353) und nach 30 Monaten (N = 109) mittels des Inventars Interpersoneller Probleme (IIP), der Kurzform des Inventars zur Persönlichkeitsorganisation (IPO-16), des Fragebogens zur Lebenszufriedenheit (FLZM), der Psychological Mindedness Scale (PMS-D), sowie gesundheitsökonomischer Maße untersucht. Weiterhin wurde das Ausmaß der Symptombelastung (BSI, Brief Symptom Inventory) zu Beginn der Therapie und anschließend alle 6 Monate erfasst. Die Therapeutinnen und Therapeuten schätzten die Belastung der Patientinnen und Patienten mittels Clinical Global Impression (CGI-S) und Globaler Erfassung des Funktionsniveaus (GAF) am Anfang und Ende der Behandlung ein. Als Moderatoren des Behandlungserfolgs wurden die Psychological Mindedness (PMS-D) und das Ausmaß ihrer Persönlichkeitspathologie (ADP-IV, Fragebogen zur Erfassung von DSM-IV Persönlichkeitsstörungen) geprüft.

Ergebnisse: In KIP- und HY-Behandlungen konnten sowohl Psychological Mindedness als auch Persönlichkeitspathologie als Moderatoren des Behandlungserfolgs ausgewiesen werden. Je höher die Psychological Mindedness, desto stärker die Symptomreduktion innerhalb des ersten Jahres nach Therapiebeginn und je stärker die Persönlichkeitspathologie, desto geringer die Symptomreduktion.
Für ATP-Behandlungen konnten diese Effekte nicht nachgewiesen werden. In Bezug auf die Wirksamkeit zeigten sich statistisch und klinisch signifikante Verbesserungen in allen Maßen für KIP, auf allen Maßen mit Ausnahme der Anzahl der Krankenhaustage für HY und auf allen Maßen mit Ausnahme der Psychological Mindedness für ATP (die gesundheitsökonomischen Daten waren hier nicht auswertbar). Die Effektgrößen für die nachgewiesenen Effekte reichten von d = .12 bis d = 1.76 für die verschiedenen Skalen. Die Anzahl der Patientinnen und Patienten mit Reliable Change reichte von 18 % bis 82.5 %. Bei allen Analysen wurde statistisch für die Anzahl der Sitzungen pro Therapie kontrolliert, sowie dafür, ob die Behandlungen innerhalb der Studienlaufzeit beendet worden waren. Für die Symptombelastung (BSI) ergab sich für alle drei Verfahren eine signifikante Verbesserung innerhalb der ersten sechs Monate nach Beginn der Behandlung, für KIP und HY erneut innerhalb der folgenden 18 bis 24 Monate. Dies weist auf eine regressive, aber anhaltende Symptomreduktion im Laufe längerer Behandlungen hin.

Schlussfolgerungen: Unter naturalistischen Bedingungen erweisen sich KIP, HY und ATP als wirksam in Bezug auf unterschiedliche Ergebnismaße. In KIP- und HY-Behandlungen wirkt sich die Psychological Mindedness der Patientinnen und Patienten positiv auf das Behandlungsergebnis aus, das Vorliegen einer ausgeprägte Persönlichkeitspathologie negativ.