Online Vortrag zur Diagnostik von Säuglingen, Kindern und Jugendlichen in der ICD11

Kathrin Sevecke


 

Studien zeigen, dass bei jedem fünften Kind eines Kindergartenjahrgangs ein Risiko für psychische Auffälligkeiten besteht, wobei Jungen deutlich häufiger als Mädchen betroffen sind. Durch eine möglichst frühzeitige Diagnosestellung kann das Kind gezielt unterstützt und in seiner weiteren Entwicklung gestärkt werden.

Ziel des Vortrages ist es aufzuzeigen, wie die Kompetenz für eine fachkundige Behandlung von psychischen Störungen und Verhaltensauffälligkeiten in der frühen Kindheit erweitert und eine gezielte Diagnostik durchgeführt werden kann.

Da Störungen in der Frühen Kindheit vielgestaltig sind, einer Entwicklungsdynamit unterliegen und eine alterstypische Symptomatik aufweisen bedarf es sensible Klassifikationssysteme. Das DC: 0-5 stellt ein zusätzliches Klassifikationssystem für die Frühe Kindheit (0 bis 5 Jahre) dar, dass in Ergänzung mit der ICD-10/11 verwendet werden soll und insbesondere den Beziehungskontext detaillierter berücksichtigt. Eine multiaxiale Klassifikation ist weiterhin empfehlenswert (Achse -1: psychische Störung). 

Eine bedeutsame inhaltliche Änderung im ICD-11 ist der Lebensspannenansatz.  Verhaltens- und emotionalen Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend werden nicht mehr in einem separaten Kapitel untergebracht, sondern in den jeweiligen erwachsenenkapiteln verschlüsselt (06 Psychische Störungen, Verhaltensstörungen oder neuronale Entwicklungsstörungen). Beispielsweise wird die Trennungsangst neu unter der Ziffer 6B05 unter Angststörungen aufgeführt, der selektiver Mutismus (6B06) wird ebenfalls als eigenständige Angststörung aufgenommen.  Es kommt zu einer Zusammenführung der Fütter- und Essstörungen zu einer übergeordneten Kategorie: Fütter- oder Essstörungen (6B80-6B8Z). Bindungsstörungen finden sich neu im Kapitel Störungen, die spezifisch stress—assoziiert sind:  Reaktive Bindungsstörung (6B44) und Störung der sozialen Bindung mit enthemmtem Verhalten (6B45). Unter den Ausscheidungsstörungen finden sich Enuresis (6C00) und Enkopresis (6C001). Wichtig ist auch, dass es zu einer neuen Einteilung der der „neuronalen Entwicklungsstörungen“ kommt, worunter die Störungen der Intelligenzentwicklung (6A00), die Störungen der Sprech-oder Sprachentwicklung (6A01), die Autismus-Spektrum-Störung (6A02), die Lernentwicklungsstörung (6A03), die Entwicklungsstörung der motorischen Koordination (6A04), die Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung (6A05) und Stereotype Bewegungsstörung (6A06) zählen.

Die generelle Verabschiedung von Kombinationsdiagnosen (hyperkinetische Störung des Sozialverhaltens) und die damit einhergehende Option für Mehrfachdiagnosen erleichtert die klinische Diagnostik.

 

Referentin:                       Prim.a Univ Prof. Dr.  Kathrin Sevecke, ist Primaria und          
                                          Abteilungsvorständin der Klinik für Kinder– und
                                          Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik
                                          am LKH Hall in Tirol.

                                  In der ÖGKJP ist sie als Präsidentin im Vorstand tätig und 
                                          leitet die AG Forensik.

Termin                              Montag, 13. November 2023, 19.00 Uhr
 

Kosten                              2 EH, EUR 48,- für Mitglieder, EUR 62,- für Nicht-Mitglieder

Anrechenbarkeit              2 EH Fortbildung für graduierte Psychotherapeut*innen

Anmeldung                      ÖGATAP (office@oegatap.at)

Stornobedingungen        kostenlos bis 6. November 2023

Anmeldung erforderlich! office@oegatap.at


AnhangGröße
sevecke_13.nov_2023.pdf231.48 KB